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Vol.05  Issue 06/05, 24.06.2005

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Text : Frédéric Martin Bernard / WSN-Paris. Photos : Copyright © 2005, fashionfreak. All rights reserved. All pictures taken at WSN / Paris.

 

 French Version

 

 

 

 

 

 

 

 

DIE FRANZÖSISCHE JEANS-REVOLUTION

Französische Jeans - eine kulturelle Ausnahme ?

 

 

Seit 10 Jahren hat sich die Pariser Fachmesse WHO'S NEXT zur Aufgabe gemacht, einschlägige Trends aufzuspüren, die Entwicklung des Kundenbedanfs vorwegzunehmen und dabei einen selektiven Ausblick auf das Marktsegment Streetwear zu bieten.

2004 wurden in Frankreich 67 Millionen Jeans verkauft (Quelle: Institut Francais de la Mode (IFM)).

In diesem Editorial beleuchtet WHO'S NEXT die vielfältigen Aspekte der Jeans. Jeans sind mehr als trendy, sie sind einfach unentbehrlich geworden. Der Jeans-Markt ist schon heute sehr dynamisch und seit dem Auftreten der Luxus-Jeans und dem Erfolg des 'French Touch' in Kalifornien unaufhaltsam im Wandel begriffen.
Die französische Jeans - eine kulturelle Ausnahme?

MYTHOS UND REALITÄT

Obwohl die Jahre und mit ihnen die verschiedenen Modetrends vergehen, bedarf es nur weniger Details und einiger origineller Kreationen, um diese traumhafte Erfolgsstory fortzuschreiben.
Ohne jeden Zweifel war es Levi Strauss, der 1853 die Jeans erfunden hat, diese sagenhafte Hose aus Indigo gefärbtem Baumwollstoff mit ihren fünf Taschen, die mit den Jahren zunehmend attraktiver wird. Das Leben selbst patiniert ihre Farbtöne, mildert ihre Nuancen und hinterlässt schließlich Spuren und Falten, die gleichsam wie Narben vom Alltag des Trägers zeugen. Auch wird das Gewebe dabei weicher. Als Symbol des 'American way of life' macht sie am Ende gar Lust auf Freiheit.
' Mit der Eröffnung des Western-House haben Marithe und ich zugleich das gesamte Image Amerikas importiert ', erinnert sich der Modedesigner Francois Girbaud. Er arbeitet augenblicklich an einem Buch mit dem Titel ' Meine Haut ', in dem er seinen Werdegang im Jeans-Geschäft seit 1964 beschreibt. ' Angefangen mit Stars wie Johnny Hallyday bis hin zu den breiten Massen unserer Altersgenossen hatten wir alle Lust auf Jeans '.
Damit hatten die amerikanischen Jeans-Hersteller Lee, Levi's und Wrangler auf eine (blaue) Goldmine gesetzt und schickten ihre Jeans in den glorreichen 70er und 80er Jahren auf einen weltweiten Siegeszug.

DIE FRANZOSEN ALS STÖRENFRIEDE

Anfang der 70er Jahre begannen die Girbauds und einige andere Wagemutige jedoch, den Denim-Stoff intensiv zu bearbeiten. ' Wir haben nie versucht, die Amerikaner zu imitieren ', verteidigt sich Francois Girbaud. ' Bei den klassischen Jeans waren sie schon immer die unumstrittenen Meister, aber nachdem wir diese zur Genüge getragen hatten, hatten wir Lust auf etwas Neues. Marithe und ich suchten in der Textilwäscherei Saint-Jean nach einer Idee, wie man den nomalen Denim-Stoff verändern konnte. Da bisher niemand ans Auswaschen gedacht hatte, ersannen wir ein industrielles Verfahren, mit dem sich ein Used-Effekt erzielen ließ'. So ließen auf Anregung der Girbauds hin alle Textilwaschanlagen in Südfrankreich Waschprogramme mit Bleicheffekt laufen und versuchten, unter Verwendung von Bimsstein, unterschiedliche Indigoabstufungen zu erzielen.

' Alle Konzepte für Effektwaschungen und Spezialbehandlungen sind während dieser Zeit in den Hinterstuben der Bleichspezialisten entstanden, die uns für echt bekloppt halten mussten ', fährt Christophe Bosc fort. Er hatte im Jeans-Geschäft begonnen, dann seine Karriere im Luxusbereich fortgesetzt, um schließlich zu seiner ersten Liebe zurückzukehren: als Berater der kalifornischen Firma Blue Concept, die Marken wie Yanuk oder Henri Duarte herstellt. ' Aber der Markt war absolut noch nicht reif dafür. Da er von Marktführern beherrscht wurde, die wenig kreativ waren, wurden lediglich Standardartikel angeboten '.

Durch die verschiedenen Epochen und die Modetrends hindurch hat im Jeans-Bereich immer die bedauerliche Tendenz bestanden, sich an bereits Bekanntes zu gewöhnen und dies dann immer wieder aufzulegen. Rührt das vielleicht daher, dass Jeans ursprünglich einfache Arbeitshosen waren? Auf jeden Fall gaben sich zu jener Zeit die führenden Jeanshersteller damit zufrieden, die als modisch geltende klassische 5-Pocket-Jeans zu vermarkten. Aber sie dachten nicht im Entferntesten daran, sie zu einem Modeartikel zu machen, der sich von einer zur anderen Saison ändert.

Höchstpreis 75 Euro

Vonseiten der Käufer das gleiche Bild: Alle sind daran gewöhnt, normale Jeans zu kaufen und diese bis zum letzten Faden aufzutragen, bevor diese durch fabrikneue der gleichen Machart und Größe ersetzt werden. Das Geschäft läuft rund. Lee, Levi's und Wrangler sahnen kräftige Gewinne ab. Bis 1981 bieten die Marktführer lediglich Modelle aus unbehandeltem Denim an, ohne dass zuvor irgendeine Waschung erfolgt wäre. Kreativität ist nicht gefragt, die Jeans verkaufen sich von ganz allein.
Nach den neusten Zahlen des Institut Francais de la Mode sind noch heute die meisten der 67 Millionen der in Frankreich verkauften Jeans-Modelle ganz ohne Applikationen, kreative Veränderung am Gewebe oder Waschung.
' In den 70er und 80er Jahren ist alles versucht worden', unterstreicht Christophe Bosc, 'aber niemandem ist es gelungen, etwas Neues durchzusetzen. Es war absolut in, eine Levi's zu tragen. Das waren die teuersten, und das breite Publikum hatte keine Lust, für ein anderes Modell einer weniger modischen Marke über 500 Francs (75 Euro) auszugeben '. Jahrelang kann diese fatale Schwelle nicht überschritten werden.
Die französischen Markenhersteller können sich gegenseitig bei der Entwicklung neuer Webarten, Stoffstrukturen und Spezialwaschungen überbieten, soviel sie wollen, diese Jeans-Kreationen finden nur dann den Zuspruch des breiten Publikums, wenn sie in der Preisklasse darunter liegen. Um dennoch ihr Schäfchen ins Trockene zu bringen, lagern die französischen Markenhersteller einer nach dem anderen ihre Produktion in Billiglohnländer aus. ' Die französischen Jeans-Werke beginnen unter dem Druck der hauptsächlich massiv aus Nordafrika kommenden Konkurrenz zu schließen ', fährt Pierre Morisset fort. Er ist Designer mehrerer Jeansmarken, darunter auch G-Star.
'Aber aufgrund ihrer Arbeit, für fremde Marken sind diese Unterauftragnehmer auf den Geschmack gekommen, ihre eigenen Marken herauszubringen, um damit mehr Geld zu verdienen. Sie haben massenhaft Billigware hergestellt und diese den großen Handelsketten zum Verkauf angeboten, und das war der Gnadenstoß für die französischen Jeansmarken '.

EINE FRAGE DER EMANZIPATION

Ende der 80er Jahre konnte der Kunde schließlich kaum noch zwischen der Jeans eines französischen Markenfabrikats und einer markenlosen Jeans aus dem Supermarkt unterscheiden. 'Er gewöhnte sich sogar daran, seine Jeans zu immer niedrigeren Preisen zu erstehen ', erinnert sich Jean Elbaz, im Jahr 1998 Designer der Marke Be You K und Modeberater für Jeans verschiedener Marken, darunter Corleone.
Am Ende macht diese Flut von Jeans schließlich der Jeans den Garaus. Und warum soll man seine Jeans auch in einem kleinen Spezialgeschäft mit begrenztem Sortiment kaufen, wenn ein benachbarter Verbrauchermakt sie palettenweise zu Dumpingpreisen anbietet.
Es gab zunächst eine Zeit, da wollten alle dieselben Jeans, fährt Pierre Morisset fort, identisch in Schnitt, Stoff und Farbton; es brauchte eigentlich nur ein einziges Modell für alle zu geben. Dadurch ist sie zu einer Art Einheitshose und damit langweilig geworden. Zudem hatte die nachwachsende Generation keinen 'Bock' mehr darauf. Wenn man als junger Mensch ins Leben hinaustritt und nach Unabhängigkeit dürstet, dann träumt man von vielem, aber bestimmt nicht davon, den Kleidungskodex der Elterngeneration zu übernehmen '.
Aus diesem Protest heraus ist Anfang der 90er Jahre bei den Jugendlichen die knallenge Jeans angesagt. Natürlich müssen sie zuerst 'den Vater umbringen', um ihre eigene Identität zu finden. 'Sie wollen sich ganz frei bewegen können und zu neuen Horizonten aufbrechen. So entstand die Streetwear: der urbane Stil, der etwas hat, das an Skating, Techno-Musik und Straßenszene erinnert.

AUFBRUCH ZU NEUEN ZIELEN

Zu Beginn der 90er Jahre verkaufte sich die klassische Jeans immer noch gut, aber sie begann bereits Marktanteile zu verlieren, und Keiner wusste so richtig, warum. ', erinnert sich Pierre Morisset. ' Nur Jeans-Spezialisten, die schnell reagieren konnten, haben überlebt. Man mußte die Jeans wirklich neu konzipieren, sie neu interpretieren, ihr eine neue Form und ein anderes Fitting geben.
Das G-Star-Team kam auf die Idee, zum Ursprung zurückzukehren und brachte die Raw Denim auf den Markt, ein neues Modell aus extra grobem Stoff. Nur dass diese Jeans aussah wie zwei steife Röhren. Das Ergebnis war alles andere als sexy; also sind wir dazu übergegangen, dreidimensionale Entwürfe zu machen mit einen Used-Effekt zu entwickeln. So entstand das Modell Elwood, das einen ganz neuen Trend eingeleitet hat und viel kopiert wurde '.
Zu dieser Zeit hatten die Girbauds schon lange den Atlantik überquert. Sie hatten sich im 'Alten Europa' unverstanden und isoliert gefühlt und sich dann von der amerikanischen Strassenszene inspirieren lassen, um bereits neue, extra breit geschnittene Baggy-Modelle herauszubringen. ' Zu jener Zeit, als die Jeans-Produktion tief in der Krise steckte, gab es nicht einen einzigen französischen Jeans-Hersteller, der nicht daran gedacht hätte, sein Geschäft aufzugeben ', fährt Pierre Morisset fort. ' Viele sind in die U.S.A. ausgewandert, um dort etwas ganz Neues zu beginnen. Aber dieses Metier lässt einen eben nicht los '.

DIE NEUE WELLE

Nachdem nun die Jeans im Einheitslook in den Regalen der Verbrauchermärkte gelandet waren, konnten sie nur mithilfe von Trendsettern der Branche wieder zu Ehren kommen. Als der Minimalismus aufkommt, beginnen Modedesigner wie Calvin Klein und Helmut Lang, die Jeans wieder salonfähig zu machen, indem sie das gesamte Image verändern. Mit dem gleichen Ansatz und dazu noch einer starken Industrie im Hintergrund entwickeln italienische Designer wie Diesel, Replay oder Energie ganz neue Jeans-Konzepte. Dabei brechen sie endgültig alle Brücken zum Cowboy-Mythos und der bis auf den letzten Faden aufgetragenen Arbeitshose ab. Auch der Schnitt, die Stoffart, der Farbton und die Spezialwaschung machen den Unterschied aus.
Nachdem die Jeans zum Kleidungsstück von Herrn und Frau Jedermann geworden war, strebt sie nun nach Originalität . 'Schon lockt sie in tausenderlei Varianten zum Kauf, um von ebenso vielen Käufern als Ausdruck ihres persönlichen Geschmacks getragen zu werden. Von daher hat sich spürbar der Trend zum Individualismus herausgebildet', fügt Pierre Morisset hinzu. ' Zum bloßen Jeans-Konsum kam die Lust, sich durch seine Jeans von den anderen abzuheben. Die jungen Leute begannen, ihre Kleidung individuell zu gestalten, sie mit Fundstücken aus dem Second-Hand-Shop aufzupeppen und sich am herkömmlichen Kleidungskodex vorbei ihren eigenen Stil zu schaffen'.
Parallel dazu beginnen alle großen Modeschöpfer, neue Jeans-Konzepte zu entwickeln. Wenn der Schnitt auch eher etwas von Haute-Couture hat, so sucht doch jeder von ihnen nach weniger gängigen Stoffen, ausgefallenen Spezialeffekten und legt Wert auf Details in der Verarbeitung, die den neuen Jeans, verglichen mit ihren langweiligen, klassischen Brüdern, einen besonderen Wert verleihen. Statt irgendeine Jeans zu kaufen, wählt man nun seine ganz persönliche Jeans aus. ' All das hat dazu beigetragen, dass sich die Einstellung der Leute geändert hat', erklärt Christophe Bosc. 'Der Kunde hat sich schließlich damit abgefunden, für eine 5-Pocket-Jeans über 100 Euro auszugeben. Nachdem diese Schwelle erst einmal überschritten war, konnte mit ganz anderen Mitteln viel kreativer gearbeitet werden '.

DIE RÜCKKEHR DER WUNDERKINDER

'Die Jeans als individuelles Kleidungsstück ist wieder da, und sie hat noch ein langes Leben vor sich ', versichert Jean Elbaz. ' Sie hat vielen Stürmen standgehalten. Fast alle Jeans-Hersteller sind damals in die U.S.A. gegangen, um dort abzuwarten, bis das Tief vorbei ist. Heute stecken hinter all den neuen amerikanischen Marken Entscheidungsträger, Designer und Techniker, die sich zwanzig bis dreißig Jahre zuvor für die französischen Marken eingesetzt hatten '.
Mit dem Aufdruck ' Made in USA ' wollen neue Marken wie Seven 7, Blue Cult, Antik Denim, Yanuk, Nudie, Corleone weismachen, sie seien Produkte reinster amerikanischer Kultur, aber ihr Erbgut bzw. ihre Wirkfäden zeugen vor allem von ihren Wurzeln diesseits des Atlantiks. Tatsächlich sind diese neuen Marken von all den Unternehmern aufgebaut worden, die vor zwanzig bis dreißig Jahren an der Spitze der größten französischen Markenfabrikate standen, deren Standorte in Südfrankreich in der Gegend von Nimes und an den Ufern der Garonne lagen. Da sie in den 80er und 90er Jahren der Konkurrenz von Billigprodukten ausgesetzt waren, gerieten sie damals in große Schwierigkeiten. Viele von ihnen sind ganz von der Bildfläche verschwunden.

 

 

Die gleiche Feststellung macht Christophe Bosc, der von der ' alten Garde des Jeans-Geschäfts ' erzählt, die heute ihr Geschäft auf internationaler Ebene betreiben. Gerade von einer Reise nach L.A. zurückgekehrt, gibt Francois Girbaud amüsiert zum Besten: ' In diesen amerikanischen Firmen sprechen alle französisch und die Modelle werden nach alten französischen Vorlagen gezeichnet. Oft handelt es sich um Jungunternehmer, Söhne der ' alten Hasen ' der französischen Jeans-Fabrikation, die in Rekordzeit das verinnerlicht haben, was die gesamte Branche erst nach fast 40 Jahren kapiert hat. Noch vor 20 Jahren kannte man in Kalifornien keine Jeans mit Bleached-Optik, während man sie heute an jeder Straßenecke antrifft '.

GROSSE UND KLEINE MARKEN

' Der Prophet gilt nichts im eigenen Land ', bemerkt Pierre Morisset beiläufig. ' Wir leben in einer Zeit, wo die Menschen nach Veränderung, nach Überraschung dürsten; sie möchten das Gefühl haben, als erster etwas entdeckt zu haben '. Daher ist jeder neuen Jeans-Marke, die etwas Originelles an sich hat, ein erfolgversprechender Start beschieden. Letzten Winter rühmte sich die Boutique Colette, fünf neue 5-Pocket-Marken exklusiv anzubieten. Jede von ihnen hatte den üblichen Schnitt und war aus dem üblichen Stoff, aber die Waschung und manuelle Endverarbeitung war bei jeder ganz verschieden.
' Heute ', so Christophe Bosc, 'lässt sich interessanterweise feststellen, dass um eine neue Marke herum ein echter Modetrend aufgebaut werden kann, indem man sich ausschließlich auf die Originalität des Produkts stützt. Und dabei kann man ganz ohne einen großen Werbeetat auskommen. Ganz gleich, um welche Marke es sich handelt, es reicht aus, wenn eine Hose super geschnitten ist und die Figur eines Mädchens gut zur Geltung bringt, damit am nächsten Tag zehn ihrer Freundinnen angelaufen kommen, um auch so eine zu kaufen'. Dennoch muss man zugeben, dass die Unterstützung einiger Stars des Jet Sets Marken wie Earl Jeans, Seven 7, Yanuk oder Joe's Jeans zum Durchbruch verholfen hat. 'Die neuen französischen Jeansmarken prägen heute das Straßenbild', fährt Jean Elbaz fort, 'und dabei genießen die kleinen Marken heutzutage das gleiche Ansehen wie die großen'.

DIE BLAU-WEISS-ROTE REVANCHE

'Die Jeans aus Frankreich hat Zukunft', betont Francois Girbaud immer wieder, der einstige Pionier, der von seinen Amerika-Träumereien heimgekehrt ist. 'Sie macht eine gute Figur, bringt den Po zur Geltung, drückt den Bauch weg - kurz gesagt: Da kommt ein Lustgefühl auf!'.
Pierre Morisset sieht in dieser neuen 5-Pocket-Jeans mit dem blau-weiß-roten Einschlag vor allem ein neues Kleidungsstück mit verführerischem Flair: ' Angesagt ist der kleine, trendstarke Po, und dazu Experimente mit dem Stoff und Spezialwaschungen '.
Aber was haben die eigentlich Neues gebracht, im Vergleich zu all den bereits vor dreißig Jahren schon angedeuteten Tendenzen? ' Zum richtigen Zeltpunkt die richtige Idee herauszubringen, ist eine der Grundlagen des schöpferischen Schaffens ', betont Pierre Morisset.
Auf der nächsten Fachmesse Who's Next wird eine große Anzahl neuer Marken vorgestellt. Einige kommen aus den U.S.A (Seven 7, Blue Cult, Joe's Jeans, Corleone), und andere haben ihren Sitz in Frankreich (Revart, Biscote, Be You K, Bonaventure, Denim Studio, Le Temps des Cerises, Redwood, Sessun).
Bei einer Befragung der betreffenden französischen Jeans-Hersteller auf der letzten Messe wurde festgestellt, das diese Firmen ihren Umsatz in kürzester Zeit so gut wie verdoppeln könnten. Ihre VK-Preise lagen in einem Bereich zwischen 100 € (Be you Denim Studio, Le Temps des Cerises, Corleone, Redwood) und 250 € (Revart und Corleone) mit einem Durchschnitt von ca. 125 € (Bonaventure, Biscote, Sessun). Französische Jeans werden vorwiegend in Fachgeschäften mit breitem Markensortiment verkauft, die im mittlere bis hohen Preisbereich angesiedelt sind, sowie auch in Kaufhäusern. Sie sind heute, nachdem sie sich auf dem Inlandsmarkt durchgesetzt haben (500 Verkaufsstellen für Be you K, 600 für Biscote und Redwood, 1000 für Le Temps des Cerises), ein erfolgreicher Exportartikel (Reihenfolge nach Absatzmenge: Europa, Japan, U.S.A).

WO LIEGEN IHRE STÄRKEN?

'An unseren Jeans ist nichts improvisiert', erklärt Benjamin Taverniti, Gründer der Marke Revart (2004) und Sohn von Jimmy Taverniti, der vor einigen Jahrzehnten die gleichnamige Marke ins Leben gerufen hatte. 'Wir haben eine echte Produktkultur geschaffen. Beim Einstieg in das Geschäft war unsere Devise, immer bestrebt zu sein, uns von den großen Marken abzuheben, die eben nur Massenware produzieren können. Wir entwickeln neue Verfahren, benutzen natürliche Pigmente und führen die Endverarbeitungen von Hand aus. Da fällt einem beim bloßen Hinschauen oder Berühren sofort der Unterschied auf'.
Obwohl sich die VK-Preise bei Le Temps des Cerises in der Preisklasse darunter bewegen (100 - 130 Euro gegen 150 - 250 € bei Revart}, setzt auch diese Firma auf Originalität. ' Als wir 1998 anfingen, hatten wir die Idee, im Gegenzug zur amerikanischen Jeans eine bewusst französische Jeans zu entwickeln ', erklärt Gilles Richardiere. ' Wir legen besonderen Wert auf die Qualität unserer Stoffe, den Schnitt, die Spezialwaschung und die Endverarbeitung, um unsere eigene Identität zu pflegen und uns dadurch sowohl von den italienischen Marken als auch von der klassischen amerikanischen Jeans abzuheben '. Diese Bemühungen waren mehr als erfolgreich, da Le Temps des Cerises seinen Umsatz von 30.000 Stück, der 2002 ausschließlich in Frankreich erzielt worden war, im Jahr 2004 auf 260.000 Stück im Inland und 140.000 Stück im Ausland steigern konnte.
In einem globalen Markt, dessen Volumen sich praktisch nicht mehr ausweiten lässt, stellen diese Ergebnisse Marktanteile dar, die den früheren Marktführern der Branche abgenommen wurden. Nachdem der Weltmarkt für Jeans von einer Handvoll amerikanischer Marken beherrscht worden war, splittet er sich nun zugunsten einer Vielzahl junger Marken auf, von denen viele französischer Herkunft sind.
Was wird ihrnen die Zukunft bringen? 'Ein neues Kapitel ist angebrochen', erklärt Gilles Richardiere, 'und es wird immer mehr Wettbewerber auf dem Markt geben. Jeder muss sehen, dass er weiterhin innovativ arbeitet und die Identität seiner Marke pflegt'. Anders ausgedrückt, man darf sich nicht auf seinen Lorbeeren ausruhen und niemals vergessen, dass die Jeans zum Modeartikel geworden ist, und damit denselben Wechselfällen ausgesetzt ist.

 

Trends Herbst / Winter 2005/06

Edler Denim im Destroyed-Look und in Used-Waschung bleibt der Renner der Wintermode. In jeder Saison kommen die hart hergenommenen Stoffe in kompletten Jeans-Kollektionen neu heraus, wobei Kreativität und Funktionalität zuweilen zu einer üppigen Ausgestaltung im Detail führen. Jeans sind Tag und Nacht ' in '. Noblesse oblige!

Best of Who's Next

Der Designer Lee sucht seine Inspiration in der Natur, in extremen Wetterverhältnissen und stellt diese auf den Jeans der Marke X-Line dar: sintflutartige Regenfälle, die Variante mit Schneeflocken oder Sternennächte auf glänzendem Untergrund. Wie ein Gemälde wird die Jeans koloriert, tachiert, abgerieben oder mit Glanz versehen. Der Designer gestaltet sie wie ein Künstler sein Werk: Er lässt sich vom Material leiten und schmückt es mit diversen Details aus.

JAHRGÄNGE WIE BEIM GRAND CRU

Eine Jeans ist mehr als nur ein Kleidungsstück, sie ist ein Kunstwerk. Jedes Teil hat Modellcharakter, und den Unterschied stellt man auch heraus. Ähnlich wie ein ' Grand Cru ', ein Spitzenwein, der mit dem Alter immer besser wird, steigt ihr Wert mit der Abnutzung : Le Temps des Cerises bringt für den Winter 2005/2006 eine Serie heraus, aus deren Bezeichnung der 'Abnutzungsgrad' hervorgeht. Sie beginnt beim Modell '4 Jahre' und geht bis zum Modell '8 Jahre'. Eine Botschaft an alle Fans, die auf Originalität Wert legen : Ein neues Jeans-Zeitalter bricht an.

TREND ZUM INDIVIDUALISMUS

Mittlerweile hat man sich Jeans als 'Modeobjekt' vorzustellen, und das unter allen Blickwinkeln. Ähnlich einer zweiten Haut kann die Jeans auch Tätowierungen aufweisen: Ed Hardy kreiert Modelle, die innen und außen tätowiert sind. Sie wird zum Ausdruck der Persönlichkeit des Trägers. Bonaventure bietet an, gleichsam als Signierung des fertigen Kunstwerks die Initialen des Käufers auf seine Jeans zu drucken!

VERSPIELTE DETAILS

Es kommt aufs Detail an, und die werden immer raffinierter mit diskreten Stickereien, Knöpfen, Nieten. Die Jeans von Be You K sind üppig mit Accessoires ausgestattet. Wrangler lässt z.B. Knopfverschlüsse in Höhe der Fußgelenke auftreten. Liberto setzt auf zahlreiche Kontrastnähte und Gürtelschlaufen, die von den Arbeitshosen abgeguckt sind.

TO BE OR NOT TO BE

Auch Marc Newson, der bekannte Industriedesigner von G-Star, konzipiert seine Jeans-völlig neu - ' Denim or not denim : that is the question '.

Kultfiguren der Branche

FRANCOIS GIRBAUD
Gemeinsam mit seiner Partnerin Marithe hat Francois Girbaud 1964 die gleichnamige Marke ins Leben gerufen. Als passionierter Jeans-Designer hört ncht auf, neue Jeans-Konzepte zu erfinden. Seine Marke ist heute weltbekannt, und in der gesamten Fachwelt wird er eindeutig als Bahnbrecher anerkannt, der ständig eine Nasenlänge voraus ist.

PIERRE MORISSET
Die andere verdienstvolle Persönlichkeit der Jeans-Branche ist Pierre Morisset, Designer verschiedener französischer Marken-Jeans, der in den 80er Jahren für Liberto und C17 tätig war. In den 90ern entwarf er für G-Star das berühmte Modell Elwood und bewies damit der gesamten Branche, dass eine Jeans mehr sein konnte, als zwei Röhren mit 5 Taschen.

CHRISTOPHE BOSC
Christophe Bosc kommt aus dem Südwesten Fränkreichs, wo man sich schon immer für Jeans begeisterte. Nachdem er zunächst die Jeans-Marke Jimmy Allen herausgebracht hatte, wurde er Leiter der französischen Niederlassung von Marlboro Classics, dann der Marke Valentino (beide gehörten dem italienischen Marzotto-Konzern an). Da er sich durch seine Anfangsjahre im Vertrieb im Jeans-Geschäft gut auskennt, ist er neute als Berater für verschiedene Jeans Hersteller Tätig, darunter für die amerikanische Firma Blue Concept.

GILLES RICHARDIERE
Gilles Richardiere ist der Gründer der Marke Le Temps des Cerises. Die Marke TEMPS DES CERISES entstand 1998 in Marseille aus der Zusammenarbeit mit seinem Vater Lilian Richardiere: der Vater, ehemaliger Eigentümer eines Second-Hand-Shops für Jeans der amerikanischen Marke Propagande in Marseille - der Sohn Designer bei Verte Vallee, Buffalo und Casamance Expresso.

BENJAMIN TAVERNITI
Benjamin Taverniti ist der Sohn von Jimmy Taverniti. Mit einem Fachwissen, das er erlangte, indem er sich in seiner Jugend in den Werkstätten seines Vaters herumtrieb, gründete er 2004 die Marke Revart.

JEAN ELBAZ
Jean Elbaz hat seine ausgezeichneten Fachkenntnisse während seiner Tätigkeit als frei schaffender Designer für mehrere Jeans-Marken (Chevignon, Cimarron, Buffalo) erworben. Als er 1998 spürt, dass der Tiefststand überschritten ist und die französische Jeans-Fabrikation einen neuen Aufschwung nehmen kann, gründet er die Marke Be You K. Auch heute noch ist er als Berater für zahlreiche Marken tätig, darunter Corleone.

 

Weitere Informationen über Jeans :
Baumwoll-Jeans Forever

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