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Vol.10  Issue 12/00, 29.11.2010

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Text : DPI/DMI. Photos : Copyright © 2010, fashionfreak. All rights reserved.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Pelz-Trends Winter 2010/11

 

 

Pelz2010

Andrew Gn
Embroidered broadtail coat
with dyed mink trim

 

 

Pelz2010

Barbara Bui
Brown and beige shearling lamb
jacket with Toscana lamb collar

 

 

Pelz2010

Lie Sang Bong
Dyed silver fox bolero

 

 

Überblick
Anders als in den letzten Jahren zeigen die internationalen Modeschauen zur Herbst/Winter-Kollektion 2010/2011 Pelz mit einem neu erstarkten Selbstverständnis. Das Design ist kühn und selbstbewusst. Die wichtigsten Schnitte der Saison sind durch ihre Neuinterpretation mit Pelz begehrenswert elegant.

Bei den im kommenden Winter im Trend liegenden Pelzarten deutet sich ein Richtungswechsel an: Der Akzent liegt in dieser Saison eindeutig auf dem Spiel mit Strukturen. Beweis hierfür ist die deutliche Präsenz von Lammfell auf den Laufstegen. Neben Shearling sind auch die plüschigeren und rustikaleren Qualitäten des Toskana-, Tibet- oder Kalgan-Lammfells zu sehen. Die Designer kombinieren unterschiedliche Lammfellarten und formulieren durch das Spiel mit verschieden langen und dichten Floren in einem einzigen Kleidungsstück überzeugende Fashion-Statements. Ein Look mit dem gewissen Etwas.

Überraschend: Der neue Trend zum Biberpelz in geschorenen Varianten und als Komplettpelz. Dennoch gehörte diese Saison dem Fuchspelz. Vor allem farblich abgestufter Fuchs mit der ihm eigenen luxuriösen Voluminosität, der ein Gefühl schwebender Leichtigkeit vermittelt. Weitere Trends sind Pelz-Mixturen, etwa das Zusammenspiel von samtigen Pelzen wie Nerz oder Breitschwanz mit Besätzen aus mongolischem Lammfell oder gewebter Nerz mit Verzierungen aus farblich abgestuftem Fuchspelz.

Die wichtigste Schnittform auf den Catwalks will ein Gefühl schützender Umhüllung versinnbildlichen. Dieser Trend macht sich in der kommenden Saison mit dem großen Angebot an Capes bemerkbar. Die Formensprache reicht von klar definierten Schnitten mit gerader Schulterlinie über Anleihen aus dem Military-Look bis hin zur femininen Eleganz halbrunder Capelets.

Der Military-Style findet seinen Niederschlag auch im Design der beliebtesten Freizeitjacke dieser Saison: Der Fliegerjacke. Die robuste und wetterfeste Fliegerjacke löst die Biker-Jacke ab, die in den letzten Jahren im Trend lag. Sie harmoniert perfekt mit dem kuscheligen Fell von Lamm und Shearling.

Andere viel gesehene Formen zeigen, dass in der Pelzmode Zeitlosigkeit einfach angesagt ist: Das Mantelkleid und die Weste tauchen auf vielen Modeschauen auf. Oft werden fantasievolle Kombinationen von Pelzen wie Zobel mit Lammfell oder Nerz gezeigt.

Fazit: Herbst/Winter 2010/2011 ist die Saison für Pelze mit einer deutlichen Neigung zum Freizeit-Look.

 

 

Pelz2010

Roland Mouret
Brushed wool coat
with fox stole

 

 

Pelz2010

Roland Mouret
Wool hooded cape with
herringboned fox pom-poms

 

 

Pelz2010

Peachoo & Krejberg
Wool felt coat dress
with dyed goat collar

 

 

Haute Couture 2010-2011
Die Haute Couture dieser Saison steht am Wendepunkt. Die überschaubare Liste etablierter Modehäuser und ein konstanter Zugang neuer, weniger bekannter Designer, die auf den Modenschauen zu sehen sind, stellen den ganzen Ethos der Schneiderkunst in Frage. Die beschauliche Welt der Design-Studios nimmt die Veränderungen des 21. Jahrhunderts auf.

Diese Veränderungen sind vielfältiger Natur. Eine der weitest reichenden Neuerungen betrifft sicher die Weltwirtschaft. Wir erleben die Verlagerung des Wohlstandes vom Westen in den Osten; die neuen wirtschaftlichen Machtzentren sind Russland, Indien und China. Hier treffen die Haute Couturiers auf einen neuen Kunden, dessen Geschmack und Bedarf die Schneiderkunst der Zukunft beeinflussen wird.

Andere Veränderungen sind noch elementarer. Viele neue Designer fühlen sich den traditionellen Design-Ateliers, in denen mit flinken Händen herrliche Verzierungen und filigrane Stickereien gearbeitet werden und wo elegante Arbeiten und Entwürfe die Grundlage der wahren Schneiderkunst sind, nicht zugehörig. Dieser neuen Generation von Couturiers geht es weniger um schmückendes Beiwerk als um die Verwendung gewagter Farben oder den Versuch, durch modernistische Formen eine neue, dynamische Mode zu begründen.

So wie die Veränderungen in der globalen Wirtschaft hat auch dieses neue Gefühl für die aktuelle Mode dem Kunden von heute den Weg bereitet. Dazu zählen Hollywood-Prominenz und andere Persönlichkeiten, die sich gewagte Mode-Statements von Designern wie Alexandre Vauthier wünschen. Das ist freilich nicht die Art von Schneiderkunst, die wir kennen und schätzen. Doch wir müssen uns klar machen, dass Mode immer ein Spiegel ihrer Zeit ist.

Zwar mag die Mode in dieser Saison eine eher untergeordnete Rolle gespielt haben, doch es war spannend zu beobachten, dass gerade die junge Design-Avantgarde in der Saison Herbst/Winter 2010/2011 mit Pelzen experimentiert hat. Sie verwenden Pelze wie Fuchs, Nerz, Biber und Zobel für die Kreation ausgeprägter Schulterlinien, besetzen Karakul mit Edelsteinen und schneidern aus Ziegenfell oder Nerz geschmeidige asymmetrische Silhouetten. So überwinden sie den herkömmlichen Stil etablierter Modehäuser mit ihren vornehmen, artigen Pelzbesätzen.

Dieser Pioniergeist wird die Seele der Haute Couture am Leben erhalten, Designs für eine neue Generation entwickeln und den Individualismus unserer Zeit widerspiegeln.

 

 

Pelz2010

Peachoo & Krejberg
Sleeveless metallic wrap
dress with dyed fox collar

 

 

Pelz2010

Junko Shimada
White lamb top and white shearling
lamb skirt with black vinyl leather

 

 

Pelz2010

Valentin Yudashkin
 

 

 

DIE NEUE PELZ-COMMUNITY

Die Präsentation der internationalen Designer-Kollektionen für den Winter 2010-2011 im Februar/März dieses Jahres war für das Thema Pelz wohl ein historisch wichtiger Moment. So viel Pelz war nie! Und so viele Bilder und Berichte über das Phänomen gab es auch noch nicht!

Ob das ein Ergebnis erfolgreicher Marketingarbeit von Züchterverbänden und internationalen Pelzinstituten oder ganz einfach dem Zeitgeist zu zuschreiben ist, bleibt dahingestellt und letztlich ohne Bedeutung. Was zählt, ist allein das Ergebnis.

Das Wichtigste dabei ist nicht das quantitative Ergebnis, die Vielzahl der präsentierten Pelzmodelle. Das Wichtigste ist die gelungene Neupositionierung von Pelz in der Mode. Dazu tragen vor allem die vielen jüngeren und unbekannteren Designer in New York und London bei, die Pelzjacken, Pelzwesten und Pelzmäntel höchst selbstverständlich in ihre Kollektionen eingebunden haben. Mit ihren Looks drücken sie das Lebensgefühl einer jungen Generation aus, die mit Street- und Casualwear aufgewachsen ist und die Nerzmäntel nur von ihren Omas kennt. Für sie gehören Shirts und Sweatshirts aller Art, Jeans, Leggings und Cargohosen zur Grundausstattung. Jetzt haben sie Pelz in ihre Looks integriert - und siehe da - es funktioniert! Die Pelzjacken und -Chasubles als Teile des typischen Layerings wirken jung und selbstverständlich. Was kann dem Pelz besseres passieren, als sich wieder einen Platz im Fashion-Alltag erobert zu haben?

Da ist es auch kein Verlust, dass die großen Glamour-Marken sich ausgerechnet in dieser Saison mit Pelz zurückgehalten haben. Es ist auch kein Problem, dass die "Neuen" in der Pelz-Community keine bahnbrechend innovativen Modelle präsentiert und nicht immer mit den kostbarsten Fellen gearbeitet haben. Für die Akzeptanz und die Begehrlichkeit des Rohstoffes Pelz ist die gelungene Verjüngung des Images der wichtigste Erfolg. Es genügt in unseren Gesellschaften nicht mehr, reich und elitär zu sein, die Luxusprodukte, die das dokumentieren, müssen auch ein junges und ein möglichst positiv besetztes Image haben. Pelz ist dabei, sich beides zu erobern.

In einem aktuellen Projekt der Universität der Künste Berlin haben sich zehn Modestudenten mit dem Thema Pelz kritisch auseinandergesetzt und sich eine Position erarbeitet. Die intellektuell und gestalterisch beste Arbeit hat präzise die "Kollateral-Schäden" bei Baumwoll-Podukten dem immensen Energieaufwand bei der Erzeugung von Plastikprodukten (Fake-Fur) und der nachfolgenden Umweltverschmutzung bei der Entsorgung gegenübergestellt. Das Resümee: Bei einem sachlichen Vergleich der drei Ausgangsprodukte gibt es keinen vernünftigen Grund, Pelz nicht zu verarbeiten. Es gibt aber allen Grund, Tierhaltung und Pelzverarbeitung verantwortungsbewusst zu betreiben. Johanna Bose, die Autorin der Arbeit, hat aus geschorenen Nerzen in unterschiedlichen Grautönen einen schlichten kragenlosen Mantel gemacht, der sehr besonders und zugleich total unspektakulär ist.

"Normalität" hat in der Diskussion um Mode ebenfalls eine Neubewertung erfahren. Dabei geht es nicht um langweilige, gesichtslose Basics, wohl aber um Bekleidungsteile, die vielfältig und individuell kombiniert werden können. Die sich mit extravaganten Stücken ebenso gut verbinden wie mit alltäglichen Lieblingsteilen. Auch so interpretiert eine junge Generation, die gerade Pelze für sich entdeckt, den Begriff Nachhaltigkeit.

Das alles muss man im Kopf haben, wenn man die vielen kurzen und langen Westen/Chasuble, Jacken und Kurzmäntel der internationalen Catwalks auswertet. Sie sind "part of the look" und wollen selten für sich allein beeindrucken. Es versteht sich dann auch von selbst, dass die natürlichen Farben der Felle bevorzugt werden. Das lässt ihnen ihren typischen Charakter und macht sie gleichzeitig kompatibler mit anderen Tönen und Strukturen. Dunkelste Rottöne und Nachtblau sind die wenigen Ausnahmen. Dagegen ist die Kombination in Farbe oder Haarlänge unterschiedlicher Felle sehr beliebt. Isabel Marant gibt ihren Pelzjacken dadurch eine streifige Optik und Fendi entwickelt seine Modelle als Pelz-Collagen. Das entspricht dem Trend zu "collagierten Looks", womit die Kombination stilistisch unterschiedlichster Teile gemeint ist. Dries van Noten´s hervorragende Kollektion ist beispielhaft für dieses Konzept.

Die begehrtesten Teile der Saison sind die Lammfell-Fliegerjacken von Burberry. Sie haben alles, was die Mode heute ausmacht: Sie vereinen Pragmatismus und Allüre und passen zu Jeans ebenso gut wie zum femininen Kleid. Die Tatsache, dass Kunden bereits während der öffentlich übers Internat übertragenen Schau, ausgewählte Modelle bestellen konnten, unterstreicht Burberrys führende Stellung im internationalen Mode-Ranking.

Neben Burberry haben auch Etro, Hermes, Helmut Lang, Wolfgang Joop für Wunderkind und viele der jungen Designer Lammfell zu neuer Aufmerksamkeit verholfen. Die Casual-Ausstrahlung der meist sportiv geprägten Modelle sichert Lammfell-Jacken und -Westen ein hohes Erfolgspotential für den kommenden Winter.

Flieger- und Bikerstyles sind ein wichtiger Grundtyp im Pelzdesign für die kommende Saison. Eine zweite wichtige Grundform sind die fast detaillosen und oft kragenlosen, geraden Formen, die man als kurze Jacke/Weste oder als über dem Knie endenden Kurzmantel findet. Hier stehen die Felle im Vordergrund, die Wirkung geht ganz von Farbe und Struktur der Felle aus. Die "Diven-Dramatik", die viele mit Pelzmänteln verbunden haben, ist - vom Standpunkt der Mode aus - nicht mehr gefragt.

Ganz auf Jugendlichkeit und Pragmatismus sind auch die Silhouetten ausgerichtet. Der Look bleibt "leggy", das bedeutet lange, schmale Beinoptiken stehen im Mittelpunkt. Rock- und Mantelsäume enden spätestens am Knie. Schmale, beinbetonte Hosenformen dominieren weiterhin. Strumpf- und Stiefelfabrikanten können auf gute Umsätze hoffen.

Die schmalen Beinoptiken erlauben legere Weiten und differenzierte Längen bei den Oberteilen. Es gibt großzügige Ärmel und Kragenlösungen, ohne dass jedoch zu viel Volumen im Spiel ist. Betonte, gepolsterte Schultern - die dabei nie stark verbreitert sind - halten sich die Waage mit natürlich fließenden Schultergestaltungen.

Auf den Catwalks haben die vielen "Großteile" aus Pelz die Pelzaccessoires ein wenig verdrängt. In der Realität wird der Wunsch nach Pelz oft nur über die kleinen Teile erfüllt werden können. Dekorative Loops, wie sie Burberry vor einem Jahr präsentierte, sind nach wie vor aktuell.

Noch weiß niemand , ob der Winter mild oder wieder grausam lang und kalt werden wird,

 

 

Pelz2010

Gaspard Yurkievich
Karakul funnel neck vest

 

 

Pelz2010

Zucca
Animal print down zipper coat
with fox hood and cuffs

 

 

Pelz2010

Zucca
Animal print zipper jacket
with fox hood and cuffs

 

 

 

 

 

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